Männliche Infertilität
aus Sicht der
Westlichen und Chinesischen
Medizin
Diplomarbeit
zum Abschluss der
Akupunkturausbildung
am Ausbildungszentrum Nord der Arbeitsgemeinschaft für
Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.
von
Anja Weinmann
eingereicht im Februar 08
Gliederung S. 1
Einleitung S. 3
A. Männliche
Infertilität aus Sicht der westlichen Medizin
1.1.
Spermatogenese S.
3
1.2.
Organische und
funktionelle Erkrankungen S.
4
1.3.
Laborparameter S.
9
B. Nan
Zi Bu Yu Männliche Infertilität aus Sicht der chinesischen Medizin
1. Spermatogenese und
Bedeutung des Spermas aus Sicht der chinesischen
Medizin S. 14
2. Ursachen S. 15
2.1. endogene
Faktoren S.
15
2.2. Lebensführung S.
16
2.2.1. Ernährung S.
16
2.2.2. physische und psychische Aktivität S.
17
2.2.3. Sexualität S.
17
2.3. exogene
Faktoren S.
18
2.4. Traumata S.
19
2.5. angeborene
organische Schäden S.
19
3.Disharmiemuster,
Diagnose und Therapie
3.1. Shen
Jing Bu Zu S.
19
Nieren-Essenz-Schwäche, Jing Schwäche
3.2. Shen
Yang Xu S.
20
Nieren-Yang-Schwäche
3.3. Shen
Yin Xu S.
21
Nieren Yin Schwäche
3.4. Xue Yu Jing Xu S.
22
Blutstagnation , Jing Schwäche
3.5. Gan qi
yu jing bu zu S.
23
Leber Qi Stagnation, Jing Schwäche
3.6. Tan Shi
Zu Yao Jing Shi S.
23
Schleim blockiert das Jing
3.7. Qi Xue
Xu S.
24
Qi und Blut Mangel
4.
Diätetik S. 25
4.1.
Nahrungsmittel,
die den Funktionskreis Niere stärken S
26
4.1.1. Yang
tonisierende Lebensmittel S.
26
4.1.2. Yin
tonisierende Lebensmittel S.
26
4.2. Nahrungsmittel,
die Qi und Blut bewegen S.
26
4.3. Nahrungsmittel,
die Qi und Blut aufbauen S.
26
4.4. Nahrungmittel,
die Feuchtigkeit und Schleim entgegenwirken S.
27
4.4.1. Feuchte Hitze, heißer Schleim S.
27
4.5. Nahrungsmittel
bei Leber Qi Stagnation S.
28
5.
Massage S. 28
Schlussbemerkung S. 29
Bibliographie S. 30
Einleitung
Man
geht davon aus, dass in fast 50% der Fälle, bei denen der Kinderwunsch eines
Paares unerfüllt bleibt, die männlichen Faktoren ursächlich daran beteiligt
sind.Am häufigsten sind die Störungen der
Spermienproduktion die Ursache für eingeschränkte männliche
Fruchtbarkeit, aber auch ein Verschluss
der Samenleiter, Spermienantikörper,
Entzündungen
und seltener Impotenz
können die Fruchtbarkeit herabsetzen. Meist lässt sich bei einer ausgeprägten
Störung der Spermienproduktion keine eindeutige Ursachen finden, die diese
Abweichung von der Norm erklären könnte. Daraus ergibt sich meist auch
zwangsläufig die Tatsache, dass eine gezielte Behandlung zur Verbesserung der
Samenqualität schwierig ist.
1.1.
Spermatogenese
Die
Spermatogenese bezeichnet den Vorgang der Reifung von den Urkeimzellen der
männlichen Keimdrüsen (die bereits im Embryo in der Keimbahn angelegt werden)
bis zum fertigen Spermium im geschlechtsreifen Mann. Der Ort der Spermatogenese
sind die Hoden (Testes). Aus den Ursamenzellen entwickeln sich die
Spermatogonien. Nach der Pubertät entstehen durch Mitose weitere Spermatogonien
und Spermatozyten 1. Ordnung. Aus den Spermatozyten 1. Ordnung entwickeln sich
Spermatozyten 2. Ordnung und schließlich aus diesen die fertigen Spermien oder
Spermatozoen.
Spermatiden
reifen über 80 - 90 Tage zu befruchtungsfähigen Spermien aus. Während dieser
Reifungsperiode bildet sich die typische Form des 60µm langen Spermiums mit den
vier charakteristischen Abschnitten: Kopf, Hals, Mittelstück und Schwanz. Die
Geißeln, die eine Bewegung der Spermien ermöglichen, entwickeln sich im letzten
Teilungsschritt.
Die
Samenflüssigkeit (Sperma) des geschlechtsreifen Mannes setzt sich aus Spermien,
sowie den Sekreten aus Nebenhoden, Samenblasen, Prostata und Cowper-Drüsen
zusammen und ist schwach alkalisch (pH ca. 7,3). Das Sperma neutralisiert damit
beim Geschlechtsverkehr den sauren pH- Wert der Vagina. Ferner enthält die Samenflüssigkeit
Enzyme, welche die noch im Nebenhoden nahezu unbeweglichen Spermien beweglich
machen.
1.2.
Organische und funktionelle Erkrankungen
Die häufigste angeborene
Ursache ist der sog. Hodenhochstand. Die Hoden werden in der Entwicklung des
männlichen Embryos im Bauchraum gebildet und wandern bis zur Geburt durch den
Leistenkanal in den Hodensack. Manchmal kommt es erst im frühen Säuglingsalter
zum endgültigen Eintritt. Gelegentlich ist dieser Ablauf gestört und die Hoden
bleiben im Leistenkanal oder gar im Bauchraum „stecken”. Das führt fast
regelmäßig zu einer Störung der Spermienproduktion, denn zum ungehinderten
Ablauf der Hodenfunktion ist eine Temperatur nötig (idealerweise ca. 32°C), die
sich unterhalb der inneren Körpertemperatur befindet und nur im Hodensack
erreicht wird. Bei Jungen, die zeitgerecht am Termin geboren wurden, ist in 3%
der Fälle der/die Hoden noch nicht vollständig in den Hodensack eingetreten.
Drei Monate später sinkt dieser Anteil auf 1%; nach Abschluss des ersten
Lebensjahres ist ein spontanes Runterrutschen des Hodens nicht mehr zu
erwarten.
Eine ähnliche
Problematik kann durch eine Krampfader am Hoden hervorgerufen werden
(Varicozele). Man nimmt an, dass diese verdickte Ader die Temperatur des Hodens
ebenfalls erhöht und die Spermienproduktion negativ beeinflussen kann. Zur
Beseitigung einer solchen Krampfader gibt es verschiedene operative Techniken.
Manche Urologen spritzen ein Medikament in die Ader, welches zu einem Verschluss
führen soll. Es sei hier bemerkt, dass all diese Methoden umstritten sind, da
viele Urologen überzeugend behaupten, dass eine Verbesserung der
Spermienqualität dadurch nicht zu erzielen ist. Klinische Studien konnten den
Vorteil der Krampfaderbeseitigung bisher auch nicht zweifelsfrei nachweisen.
Genetische Ursachen
für eine männliche Unfruchtbarkeit sind zwar selten, sollten aber bei
ausgeprägten Einschränkungen der Spermienqualität unbedingt abgeklärt werden.
Als Beispiel sei hier das Klinefelter-Syndrom genannt. Diese Männer haben ein
X-Chromosom zuviel. Normalerweise hat jeder Mann ein 46 Chromosomen inklusive
eines X-Chromosoms und ein Y-Chromosoms. Männer mit Klinefelter-Syndrom haben
47 Chromosomen (47, XXY). Dies führt zu einer verminderten Ausschüttung
männlicher Hormone und zu einer verminderten Qualität der Samenfäden, meist
sogar zu einem kompletten Ausfall der Spermienproduktion. Die möglicherweise
vorhandenen Restfunktionen des Hodens nehmen mit
zunehmendem Alter ab. Abgesehen von diesen Veränderungen der Zahl
der Chromosomen gibt es zahlreiche Veränderungen der einzelnen Chromosomen. In
großen Studien konnte nachgewiesen werden, dass bei ca. 10% der Männer mit
Spermienzahlen unter 10 Millionen/ml genetische Auffälligkeiten bestehen.
Keine bekannte
Ursache hat das ebenfalls angeborene „Sertoli-Cell-Only-Syndrom”. Wie der Name schon
sagt, befindet sich dabei im Hoden nur noch Sertoli-Zellen. Diese bilden das
Stützgewebe des Hodens und sind an der Spermienproduktion nur hormonell
beteiligt. Die Zellen, die in den Hodenkanälchen die Spermien bilden, fehlen
bei dieser Erkrankung. Bei manchen Männern mit diesem Syndrom lassen allerdings
noch erhaltene „Inseln” mit funktionierenden Hodenkanälchen finden. Dies muss
man durch eine Gewebsentnahme am Hoden untersuchen.
Eine
weitere angeborene Störung geht nicht mit einer Verminderung der Spermienzahl
einher, sondern mit einem Verlust der Spermienfunktion. Die „Globozoospermie”
zeichnet sich durch das Fehlen des „ Akrosoms ” aus.
Das
Hütchen am vorderen Ende des Samenfadens beinhaltet wichtige Enzyme, mit deren
Hilfe das Spermium in die Eizelle eindringen kann. Ohne diese Stoffe ist eine Befruchtung
unmöglich.
Eine häufige
Ursache ist eine Entzündung der Hoden bei einer Mumpserkrankung. Die Erkrankung
muss dazu allerdings nach Beginn der Pubertät auftreten, vorher besteht keine
Gefahr. Nach einer solchen Entzündung kann die Bildung von Samenfäden komplett
zum Erliegen kommen.
Auch Medikamente
können eine Verschlechterung des Spermiogramm-Befundes bewirken. Im Vordergrund
stehen dabei Chemotherapeutika, also Zellgifte, die zur Behandlung von
bösartigen Erkrankungen eingesetzt werden. Nach Beendigung der Therapie kann
sich die Spermienproduktion komplett erholen und eine normale Fruchtbarkeit ist
dann wieder gegeben. Selten dauert es mehrere Jahre, bis eine Normalisierung
eintritt, in 30% der Fälle bleibt diese ganz aus.
Erwiesen ist der
schädigende Einfluss auf die Spermien durch exzessiven Alkohol- oder/und
Nikotinmißbrauch. Bei geringeren Mengen dieser Schadstoffe gibt es keinen
zwingenden Beweis für eine Verschlechterung der Spermienqualität durch diese
Stoffe.
Inwieweit
Umweltgifte die Abnahme der Spermienqualität in den Industrieländern
beeinflussen, ist schwer abzuschätzen. Schwermetalle und Pflanzenschutzmittel
stehen unter dringendem Verdacht diesbezüglich schädigend zu wirken. Eine
Therapie ist kaum möglich, man wird sich in unserer heutigen Umwelt diesen
Schadstoffen bedauerlicherweise nicht entziehen können.
Eine angeborene
Störung des Spermientransports ist bedingt durch das völlige Fehlen des
Samenleiters. Dies lässt sich oft bei Männern mit einer Mukoviszidose, einer
Erkrankung, bei der alle sekretproduzierenden Organe eines Menschen nur noch
zähes Sekret ausscheiden, nachweisen (CBAVD).
Eine der häufigsten
Gründe für eine Spermientransportstörung dürfte die Sterilisation des Mannes
sein. Bei diesem als „Vasektomie” bezeichneten Eingriff wird von dem
Samenleiter ein Stück entfernt oder eine Unterbindung des Samenleiters
durchgeführt.
Entzündungen
können ebenfalls zu einem Verschluss der Samenwege führen. Wenn bestimmte Keime
-es handelt sich hierbei häufig um Chlamydien- eine Entzündung im Bereich des
Nebenhodens auslösen, dann kann es zu einem Verschluss kommen. Wenn dies
einseitig passiert, dann kann die Zahl der Spermien im Ejakulat noch
ausreichend sein. Gelegentlich sind jedoch auch beide Nebenhoden betroffen und
das führt dann zu einem völligen Fehlen von Spermien im Ejakulat
Auch bei intakten
Samenwegen kann es auch zu einem fast völligen Fehlen von Spermien im Ejakulat
kommen. Bei bestimmten Krankheitsbildern kommt es überhaupt nicht zu einer
Ejakulation (trotz Orgasmus). Eine Sonderform dieser Problematik stellt die
sogenannte „Retrograde Ejakulation” dar. Die Spermien gelangen dabei nicht
durch die Harnröhre nach außen, sondern werden in die Blase gespült. Dies
geschieht auf von Schädigungen bestimmter Nerven, welche den muskulär bedingten
Transport der Spermien nach draußen steuern. Dies kann durch Operationen (oft
wegen bösartiger Geschwülste, Lymphome) bedingt sein, oder auch durch Diabetes
mellitus.
Autoantikörperbildung
Spermien können von
der körpereigenen Abwehr als Fremdkörper erkannt werden. Üblicherweise passiert
dies nicht, da im Hoden keine Verbindung des Ortes der Spermienproduktion mit
dem Blut besteht. Selbst Antikörper sind nicht in der Lage, diese Barriere zu
überwinden. Wenn Spermien jedoch mit dem Blut und den darin enthaltenen
Abwehrfunktionen in Kontakt treten, z. B. bei Verletzungen oder Entzündungen
der Samenwege, dann kann es zur Ausbildung von Antikörpern kommen.
Diese sind speziell
gegen die Spermien gerichtet und können sich an diesen festsetzen. Der Nachweis
erfolgt mit Hilfe des sog. MAR-Tests.
Die so „befallenen” Samenfäden neigen zu Verklumpung (Agglutination) und kleben
aneinander fest. Trotz ausreichender Spermienzahl
und -beweglichkeit
erreichen die Spermien nicht in ausreichender Zahl das Ziel.
Impotenz
Die Unfähigkeit,
aufgrund einer mangelnden Erektion Geschlechtsverkehr auszuüben, nennt man
Impotentia coeundi (vulgo: Impotenz). Dabei ist die Erektion entweder nicht zu
erreichen, oder sie hält nicht lange genug vor.
Psychologische Schwierigkeiten
1.3. Laborparameter
Zentraler
Bestandteil der Untersuchung der Fruchtbarkeit des Mannes ist das Spermiogramm.
Hierbei werden die Spermien unter dem Mikroskop untersucht.
Das OAT-Syndrom ist
mit Abstand die am häufigsten gestellte Diagnose bei der eingeschränkten
Fruchtbarkeit des Mannes. Der Begriff “Syndrom” besagt aber schon
richtigerweise, dass es sich dabei nicht um eine Diagnose handelt, sondern
lediglich um eine Zustandsbeschreibung. Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich
“Oligo-Astheno-Teratozoospermie”. dieser Begriff beschreibt, dass die Zahl der
Spermien zu gering (Oligospermie), ihre Beweglichkeit eingeschränkt (Asthenospermie)
und das Aussehen (Morphologie) zu einem großen Prozentsatz nicht normal ist.(Teratospermie)
Die erste
Untersuchung ist üblicherweise die Feststellung der Verflüssigungszeit des
Ejakulats. Unmittelbar nach dem Austritt aus den Samenwegen wird das Ejakulat
zunächst zähflüssig, um ein sofortiges Herausfliessen aus der Scheide zu
vermeiden. Nach ca. einer halben Stunde verflüssigt es sich wieder und erst
dann ist eine Untersuchung unter dem Mikroskop möglich. Findet diese
Verflüssigung nicht statt (nach spätestens 60 Minuten), dann spricht man von
einer „Hyperviskositätsstörung”, das Ejakulat ist zu dickflüssig.
Eine weitere
Untersuchung ist die Bestimmung des Ejakulatvolumens. Dieses sollte mindestens
2 ml betragen. Wenn die Menge niedriger ist, dann besteht wahrscheinlich eine
Störung der Funktion der Samenbläschen, denn diese sind hauptsächlich für das
Volumen der ejakulierten Flüssigkeit verantwortlich. Ohne die Flüssigkeit der
Samenbläschen verlieren die Spermien schnell ihre Beweglichkeit, da diese
Fruktose enthält, welcher den Samenfäden die Energie für ihre Bewegung liefert.
Nach erfolgter
Verflüssigung kann die Untersuchung unter dem Mikroskop folgen. Dazu wird das
Ejakulat gut durchmischt und anschließend eine kleine, fest definierte Menge
(meist 10 Mikroliter) unter standardisierten Bedingungen ausgezählt. Dazu
verwendet man eine bestimmte Zählkammer, mit der sich eine genau definierte
Menge des Ejakulats unter dem Mikroskop betrachten und auszählen läßt. Es sind
dabei 3 Kriterien von herausragender Bedeutung: Die Spermienkonzentration, die
Beweglichkeit und das Aussehen (Form) der Spermien.
Unter einer
400-fachen Vergrößerung werden die Spermien in der Zählkammer
ausgezählt. Da sich in diesen Kammern ein genau definiertes Volumen befindet,
muss man die Spermien über einer bestimmten Fläche zählen und kann dann mit
einem Umrechnungsfaktor die Konzentration pro Milliliter bestimmen. Normwert der
Spermiendichte ist 20 Millionen pro Milliliter. Bei einem normalen
Volumen des Ejakulats von mind. 2 ml ergibt sich eine Mindestgesamtmenge von 40
Millionen Spermien.
Ein besonderer Fall
ist das völlige Fehlen von Spermien, die sogenannte Azoospermie. Hier gibt es
zwei mögliche Ursachen: Das Fehlen der Spermien wegen eines Verschlusses
der Samenwege bei erhaltener Spermienproduktion oder eine
nachhaltige Störung der Spermienproduktion bei erhaltener Durchgängigkeit der
Samenwege.
Im Gegensatz zu den
meisten Säugetieren, bei denen die Spermien zu annähernd 100% normal geformt
sind, ist beim Menschen ein hoher Prozentsatz der Samenfäden in seinem Aussehen
(Morphologie) krankhaft verändert.
Jedoch sollten
mindestens 30% der Samenzellen ein normales
Aussehen aufweisen, ansonsten wird von einer Teratozoospermie gesprochen.
Zur Beurteilung der
Morphologie werden 100 Spermien untersucht und in normal geformte und krankhaft
veränderte unterteilt. Man kann diese Untersuchung ebenfalls mit den anderen
Untersuchungen zusammen in der eingangs
erwähnten Zählkammer durchführen. Oft werden die Spermien jedoch mit
speziellen Farbstoffen gefärbt. Dadurch lassen sich bestimmte Abschnitte der
Samenfäden besser beurteilen.
Meist sind die
Fehlformen sehr unterschiedlich in einem Ejakulat, gelegentlich lassen sich
aber auch dieselben krankhaften Veränderungen bei allen untersuchten Spermien
beobachten. Hierzu zählt die sogenannte Globozoospermie (Rundkopf-Spermien),
bei der ein genetischer Defekt dazu führt, daß der Kopf der Samenfäden keine
Enzyme besitzt, mit denen die Wand der Eizelle aufgelöst werden kann. Diese
Spermien sind befruchtungsunfähig. Dies ist aber eine seltene Ausnahme.
Morphologisch auffällige Spermien enthalten meist normale Gene
Bei der
mikroskopischen Untersuchung sind fast immer auch weiße Blutkörperchen zu sehen
(Leukozyten). Bei einer Konzentration von mehr als 1 Million pro ml spricht man
von einer Leukozytospermie. Dies ist oft ein Hinweis auf eine Infektion. Es
sollte dann versucht werden, den auslösenden Keim in einer Bakterienkultur
festzustellen und antibiotisch zu behandeln.
Asthenozoospermie
Die
Untersuchung der Spermienbeweglichkeit erfolgt in der eingangs
beschriebenen Zählkammer. Es werden 100
Spermien ausgezählt und dabei die Beweglichkeit beurteilt. Mindestens 50% der
der Samenfäden sollten dabei beweglich sein (Normwerte).
Wenn dies nicht der Fall ist, dann wird der Befund als Asthenozoospermie bezeichnet.
Richtwerte der WHO für ein Spermiogramm
Normozoospermie |
normales Spermiogramm |
|
Menge |
2-5ml Ejakulat (etwa ein halber bis ein
ganzer Teelöffel) |
|
Säuregehalt |
ph 7.2 - 8,0 |
|
Verflüssigung |
in 10-30 min |
|
Anzahl der Samenzellen/ml |
20 - 150 Mill. Samenzellen/ml |
|
Beweglichkeit |
50% oder mehr |
|
Formen |
30% normale Formen oder mehr |
|
Entzündungen |
nur vereinzelt Entzündungszellen |
|
Verkleben |
kein krankhaftes Verkleben der Samenzellen
untereinander. |
|
Aspermie |
kein Samenerguss |
|
Multisemie (Polysemie) |
> 6ml Ejakulatvolumen |
|
Parvisemie (Hypospermie) |
< 2 ml Ejakulatvolumen |
|
Kryptozoospermie |
< 1 Mio Spermien pro Milliliter (nur
ganz vereinzelt Samenzellen) |
|
Hyperzoospermie |
> 150 Millionen Spermien pro Milliliter |
|
Oligozoospermie |
< 20 Millionen Spermien pro Milliliter |
|
Polyzoospermie |
> 200 Millionen Spermien pro Milliliter
(als relative Polyzoospermie bei Parvisemie) |
|
Asthenozoospermie |
< 50 % progressiv motile Spermien oder < 25 % schnell progressive Spermien |
|
Teratozoospermie |
< 30 % der Spermatozoen mit normaler
Morphologie (zu viele fehlgeformte Samenzellen) |
|
Nekrozoospermie |
keine Beweglichkeit der Spermien, im
EOSIN-Test alle tot |
|
Leukospermie |
Entzündung, meist Prostata |
|
Oligo-Astheno-Terato-Zoospermie |
(OAT-Syndrom) - Kombination von geringer
Zahl, schlechter Beweglichkeit und zu vielen Fehlformen der Spermien. Spermatozoenzahl < 20 Mio./ml |
|
Azoospermie |
keine Spermien im Samenerguss |
|
OAT I° |
OAT II° |
OAT III° |
Konzentration |
<20-10
Mio. Spermien/ml |
<10-5
Mio./ml |
<5
Mio./ml |
Motilität |
<50-30% |
<30-20% |
<20% |
Morphologie |
<30-10% |
<10% |
<10% |
B.Nan Zi Bu
Yu Männliche Infertilität aus Sicht der chinesischen Medizin
1. Spermatogenese aus chinesischer Sicht
„Obwohl das Wort Jing
synonym mit dem chinesischen Wort für Samen ist, so repräsentiert die
Samenflüssigkeit jedoch nur eine Form von Jing.
Andere verdichtete Flüssigkeitsessenzen wie etwa Speichel (besonders jener, der
spontan während der Meditation abgesondert wird), Vaginalflüssigkeit,
Brustmilch oder Blut werden alle als unterschiedliche Transformationen ein und
desselben Jing betrachtet; sie sind verfeinerte Essenzen.“… Das in den Nieren
gespeicherte JIng kann in ein pränatales und ein postnatales Jing getrennt
werden. Das pränatale Jing enthält die Information, die uns vor der Geburt
gegeben wurden (wir würden dies heute als genetische Information beschreiben)
und die eng mit Wachstum und Reifung eines Individuums verknüpft ist, die bei
Männern und Frauen differieren. Die entsprechende Passage im Neijing in Bezug
auf die männliche Physiologie lautet: „ Im Alter von Acht verfestigt sich das
Nieren-Qi bei Männern und die Zähne entwickeln sich. Im Alter von zweimal Acht
erblüht das Nieren-Qi, Tiangui (hormonelle Reife und Geschlechtsreife) trifft
ein, es kommt zur Ejakulation und es wird möglich, Geschlechtsverkehr mit
Frauen zu haben und Kinder zu zeugen. Im Alter von sieben mal Acht ist das
Leber-Qi erschöpft, die Sehnen können keine geschmeidigen Bewegungen mehr
durchführen, Tiangui ist ausgetrocknet, Jing ist spärlich, das Nierensystem
erschöpft und die Symtome physischen Alters sind reichlich.“
Das postnatale JIng ist die von Milz/Magen aus der
Nahrung destillierte Nähressenz und wird verwendet, um einen konstanten Fluss
von nährenden Tau zu den Organ-Netzwerken zu sichern. Wenn alle Netzwerke gut
versorgt sind, wird der Überschuss der transformierten vitalen Flüssigkeiten in
der Niere gespeichert.
Vor der Geburt bildet das pränatale JIng die
materielle Basis für die Entwicklung des postnatalen Jings. Beide bilden eine
untrennbare Einheit.
Aufgrund der daoistischen Vorstellung, dass JIng
verloren geht, wenn ein Mann Samen ausscheidet, wird übermäßige sexuelle
Befriedigung in allen Gattungen des chinesischen Schrifttums als das
gesundheitliche Hauptrisiko betrachtet. „Was Leben spendet, wird Leben nehmen.“
2. Ursachen
2.1. endogene
Faktoren
2.2 . Lebensführung
2.3 . exogene Faktoren
2.4. Traumata
2.5. angeborene
organische Schäden
„Der
Körper, die Krankheitsfaktoren und das Disharmoniemuster sind die drei
Hauptkomponenten einer Erkrankung. Diese drei sind so eng miteinander verwoben,
dass sie in Wirklichkeit untrennbar sind,…“ (J. Ross, Zang Fu, S.44)
2.1.
Endogene Faktoren
Hiermit
sind die Qi Qing, die Sieben Emotionen gemeint.
„Bei
den Emotionen handelt es sich natürlich nicht notwendig um Pathogene Faktoren;
der wechselnde Fluss der Emotionen ist Bestandteil des gesunden Verhaltens,
seine Änderungen sind durch verschiedenen Faktoren bedingt, wie äußerer Druck,
vererbte Verhaltensweisen, Alter, Entwicklungsstand und andere. Emotionen
werden nur dann zu Ursachen von Disharmonien, wenn ihr Fluß behindert oder
unregelmäßig ist, wenn sie überschießen oder verkümmern oder wenn eine oder
mehrere der Emotionen gegenüber den anderen unnatürlich dominieren…“(J. Ross,
Zang Fu , S. 227)
-
Zorn (Nù) lässt
das Qi aufsteigen und beeinträchtigt die Leber.
Der gestörte
Fluss des Leberqis kann sich bei Männern in Form von Spermatorrhoe, gestörter
Libido und vorzeitiger Ejakulation ausdrücken.
-
Freude (Xi) verlangsamt
den Qi-Fluss und beeinträchtigt das Herz.
-
Sorge und
Nachdenklichkeit (You) verknoten das Qi und
beeinträchtigen die Milz und die Lunge. Dies führt häufig zu
verminderter Libido und sexuellem Verlangen.
-
Traurigkeit
(Bei) zersetzt das Qi und beeinträchtigt die Lunge.
-
Angst (Kong) lässt
das Qi absteigen und beeinträchtigt die Niere.
Verletztes Nieren-Qi kann zu Inkontinenz
, Impotenz, Spermathorroe, etc. führen.
-
Ein
Schock (JIng) zerstreut das Qi und beeinträchtigt Niere und Herz
Jede Art von Qi-Stagnation kann in Feuer
transformiert werden – Leberfeuer, Herzfeuer, Lungenfeuer, Magenfeuer oder
Nierenfeuer. Feuer verletzt die Jue Yin, die Körpersäfte und schädigt das Jing.
Jing Mangel führt zu Nieren-Yin-Mangel und kann sich in sexueller Dysfunktion
manifestieren.
2.2. Lebensführung (Bu Nei
Wai Yin)
2.2.1. Ernährung
Eine zu geringe Nahrungsaufnahme aus Armutsgründen ist ein in der
westlichen Welt z. Zt. Noch nicht wesentlicher
Faktor. Gründe hierfür sind eher in Krankheiten wie z.B. Anorexia
nervosa, Geisteskrankheiten oder eines gestörten Metabolismus zu finden.
„Übermäßiges Essen ist in unserer Gesellschaft ein noch häufigerer
Erkrankungsgrund als Mangelernährung u. Fasten.“ (Macciocca .s. 148)
„Aus Sicht der Chinesichen Medizin schwächt auch übermäßiges Essen
Milz und Magen, es kommt zu einer Anhäufung von Schleim, zu Völlegefühl,
Aufstoßen, saurem Reflux, Übelkeit und einen gespannten, geblähten Abdomen.“
(Macciocca S.149)
„Eine Vorliebe für eine bestimmte Art von Nahrung kann ebenfalls
zu Disharmonien Führen. Die Chinesen sagen, dass zuviel rohe Nahrung den
Yang-Aspekt der Milz überanstrengt und so Innere Kalte Feuchtigkeit
erzeugt….Fett und ölige Speisen, Alkohol oder Süßigkeiten können Feuchtigkeit
und Hitze hervorrufen, unzureichend gesäuberte Nahrung die Verdauung
beeinträchtigen. (Ted Kaptschuk, S.148)
„Übermäßiger Verzehr von heißer und scharf gewürzter Nahrung
…führt zu Hitzesymtomatik (hauptsächlich in Magen oder Leber) wie bitterem
Mundgeschmack, Brennen im Epigastrum und Durst. (Maccoca, S.149).
Weitere Störfaktoren die die richtige Verdauung behindern sind
Essen im Stehen u. Gehen, hektisches Essen unter emotionaler Anspannung oder
auch zu spätes Essen.
2.2.2. physische und psychische Aktivität
Schädigend ist zu wenig körperliche Bewegung ebenso wie zuviel.
Zuwenig Bewegung lässt Qi und Blut stagnieren, exzessives Training schädigt
Shen und Xin-Qi. Zuviel geistige Arbeit verletzt das Pi-Qi.
2.2.3. Sexualität
Übermäßige sexuelle Betätigung gilt in China als Nieren-Essenz
erschöpfend. Was zu viel ist hängt von der individuellen Konstitution ab.
Grundsätzlich aber können wir ein „Geschlechtsleben als übermäßig beurteilen,
das zu deutlicher Erschöpfung oder sogar einigen anderen spezifischen Symptomen
führt; Schwindelgefühl, unklares Sehen, Kreuzschmerzen, schwache Knie, häufige
Miktion zählen dazu.“ (Macioca, S.146).
Genauso wie ein Mangel an gelebter Sexualität zu einer
Qi-Stagnation führt. Allerdings gibt es Modernen China aus politischen Gründen
hier für wenig Aufmerksamkeit.
2.3.
Exogene Faktoren
Hiermit sind die sechs Klimafaktoren gemeint: Wind, Kälte, Hitze,
Feuchtigkeit, Trockenheit und Sommerhitze.
Ein gesunder Körper wird durch normale klimatische Schwankungen
nicht krank. Nur wenn a das Wetter extrem ist oder b der Körper in Relation zum
klimatischen Faktor zu schwach ist wird ein Klimafaktor zu einem der Liu Xie.
“ Xie bedeutet falsch, unsauber, abwegig, übel oder teuflisch. Liu
Xie könnte also mit „die Sechs Übel „ oder „die Sechs Teufel“ übersetzt
werden.“ (J. Ross, S. 47)
Wind (Feng) tritt selten allein auf. Es heißt Wind sei die
Speerspitze der Hundert Erkrankungen. Die Anwesenheit von Wind fördert das
Eindringen eines anderen Einflusses. Klinische Manifestationen sind bei
urologischen Störungen Jucken der äußeren Genitalien, Schmerz oder auch
Schwellung aufgrund von Wind-Hitze. Wind ist ein Yang Faktor.
Kälte (Hán) ist ein Yin Faktor, beeinflusst und behindert das Yang
Qi im Körper. Kälte blockiert den Fluss von Qi und Blut. Das verursacht
Beschwerden wie skrotumkrämpfe und Schmerz in Kombination mit anderen
Kältesymtomen wie profuser klarer Urin, kalte Glieder, unterer Rückenschmerz.
Hitze (Rè) ist ein Yang Faktor und verletzt die Körpersäfte.
Urogenitale Störungen durch Hitze schließen Sterilität oder sexuelle
Dysfunktion durch überhöhte Temperatur des Hoden- und Hodensacks ein. Zum
Beispiel durch zu lange zu heiße Bäder oder dem Tragen sehr enger Hosen.
Feuchtigkeit (Shi) ist schwer, trüb, klebrig und anhaftend. Sie
ist ein Yin Faktor und befällt ihrer Natur gemäß gerne den unteren Teil des
Körpers, insbesondere den Urogenitaltrakt. Häufiges Symptom ist das Jucken der
Genitalien.
Trockenheit (Zaò) ist ein äußerer Yang- Faktor der gerne im Herbst
auftritt und schädigt Säfte und Yin. Symptome hierfür sind trockene schuppige
Haut, trockene Nase, trockener Hals mit trockenem Husten usw. Trockene Hitze
kann die Lunge in ihrer Feuchtigkeit absenkenden Aufgabe behindern und somit
kann es zu einer Unterversorgung der
Nieren kommen.
Die relevanten äußeren pathogenen Faktoren bei Erkrankungen des
Urogenitaltraktes sind Kälte, Feuchtigkeit und Hitze.
2.4.
Trauma
Gemeint sind traumatische Verletzungen, die direkt die Genitalien
betreffen und insbesondere indirekte Verletzungen z. B. durch operative
Eingriffe des Chong Mai, Ren Mai, Du Mai und Dai Mai. Sind diese
außerordentlichen Gefäße verletzt kommt es zu Disharmonien zwischen Jing und
Xue.
2.5.
angeborene
organische Schäden
Wie auch aus westlicher Sicht
angeborene Formen der
Malformationen der Genitalien, Impotenz und Hermaphrodismus.
3.
Disharmoniemuster, Diagnose und Therapieprinzipien
3.1.
Shen jing bu zu
Nieren-Essenz-Schwäche,
Jing Schwäche
Symptome: Unfruchtbarkeit,
Erkältungsanfälligkeit, Schwerhörigkeit, Tinnitus, frühzeitiges Ergrauen der Kopfhaare, schwache
Knochen, Vergesslichkeit, geistige Schwerfälligkeit, Schwindel, Erschöpfung,
Schmerzen im Lendenbereich, Schwäche der Knie, schlechte Zahnsubstanz, vorzeitige
Senilität
Zunge: „ das Zungenmuster kann Variationen aufweisen, je nachdem, ob die
Leere des Yin oder des Yang überwiegt“ (Ross, Zang Fu, S. 101)
Puls: tief, schwach, fadenförmig oder Trommelpuls
Therapieprinzip: Nieren unterstützen, Essenz nähren
Akupunkturpunkte: Tai Xi, größter Bergstrom, Ni 3 - Stärkung
der Nieren
Shen
Shu, Shu-Punkt Niere, Bl 23, - dito
Guan Yuan,
Schranke des Ursprungs, Ren 4 - dito
Zu
San Li, Heimat des Qi am Bein, Ma 36 - Wiederauffüllung
des nachgeburtlichen Jing
Da Zhu,
großes Weberschiffchen, Bl 11 - Meisterpunkt der
Knochen
Xuan Zhong, Glocke
der Ängstlichkeit, Gb 39 - Meisterpunkt des
Marks
3.2.
Shen yang xu
Nieren-Yang-Schwäche
Symptome:
helles, blasses Gesicht, Abneigung gegen Kälte, kalte Glieder, allgemeines
Gefühl der Schwäche, schmerzhafter und kalter Rücken, Schwäche und Kälte in den
Knien, verminderter sexueller Antrieb, Impotenz, Spermatorrhoe, lockere Zähne,
reichlich klarer Urin, Inkontinenz, Ödeme, schlechter Appetit, weiche Stühle
Zunge:
blaß, geschwollen, naß, dünner weißer Belag
Puls: tief, langsam schwach
Therapieprinzip: MingMen Feuer stärken, Niere wärmen und
ernähren
Akupunkturpunkte: Tai Xi, größter Bergstrom, Ni 3
Fu Liu,
wiederkehrende Strömung, Ni 7 - Stärkung des Nieren-
Yang
Shen Shu,
Shu-Punkt Niere Bl 23 - Stärkung des Nieren –
Yang
Guan Yuan,
Schranke des Ursprungs, Ren 4 - Moxa, Stärkung
des MingMen
Feuers
Ming Men, Tor
des Schicksals, Du 4 - dito
Qi Hai, Meer
des Qi, Ren 6 - Moxa, zerstreut Kälte und
Feuchtigkeit,
fördert Qi Zirkulation
3.3.
Shen Yin Xu
Nieren Yin
Schwäche
Symptome: Spermatorrhoe, Unfruchtbarkeit, nächtlicher
Samenverlust, vorzeitige Ejakulation, Schwindel, Tinnitus, Vergesslichkeit,
Nachtschweiß, abendliche Mundtrockenheit, Hitze der Fünf Flächen, Wangenrötung,
Durst, Rücken- und Knochenschmerzen, Verstopfung, dunkler spärlicher Harn,
Polyurie, Palpitationen
Zunge: rot, belaglos,
evtl. Risse
Puls: oberflächlich, leer,
schnell
Therapeutisches
Prinzip: Ni Yin stärken, tonisierend
nadeln, kein Moxa
Akupunkturpunkte: Ren 4
Tai Xi,
größter Bergstrom, Ni 3 - tonisiert die Niere
Zhao Hai,
leuchtendes Meer, Nie 6 - spezifisch Ni yin
stärkend,
unterstützt die Kehle
Yin Gu, Tal des Yin, Ni
10 - tonisiert Ni Yin
Zhu Bin, den Gast aufbauen, Ni 9 - tonisiert Yin,
beruhigt
ängstliche
Nervösität
San Yin Jiao,
Verknüpfung der 3 Yin, Mi 6 - Treffen der 3 Yin, beruhigt den Geist
Shen Shu, Shu-Punkt
Niere, Bl 23 - stärkt Ni Qi, kann hier
auch Hitze im
unteren San Jiao vertreiben
Hui Yin,
Versammlung des Yin, Ren 1 in Kombination mit Ni 3
und Shen Men,
Tor des Shen, He 7 - bei nächtlichen
Samenergüssen
3.4.
Xue Yu Jing Xu
Blutstagnation
, Jing Schwäche
Symptome: Agglutination der Spermien ,Unfruchtbarkeit mit
einer länger bestehenden Qi Stagnation, alter Verletzung der Genitalien oder
Unterbauch, trockene Haut, Krampfadern, Schmerzen und Schwäche des Unteren
Rückens, Unterbauchschmerzen
Zunge:
blass mit roten Punkten oder Flecken
Puls: tief, fadenförmig, gedrillt
Therapeutisches
Prinzip: Blut aktivieren und Jing
nähren
Akupunkturpunkte,
die Jing stärken s.o.
Akupunkturpunkte,
die Blut bewegen:
He Gu, Tal der Harmonie, Di 4 in Kombination mit
Tai Chong,
Hauptverkehrsstraße, Le 3 - öffnet die
„Vier
Schranken“
Qu Chi, Teich
an der Krümmung, Di 11 - harmonisiert Qi und Blut
Xue Hai, Meer
des Blutes, Mi 10 - reguliert das Blut, beseitigt
Stase,
Wasserpunkt, Meer-He- Punkt
Ge Shu,
Shu-Punkt des Zwerchfells, Bl 17 - reguliert und
tonisiert das
Blut, Hui-Punkt des Blutes
Gan Shu,
Shu-Punkt der Leber, Bl18 - Shu Punkt der Leber,
reguliert Qi
Fluss
Qi Hai, Meer
des Qi, Ren 6 bewegt Qi und Blut im Abdomen
Qi Chong,
Durchgangsstraße des Qi, Ma 30 löst Stagnation im
Chong Mai
3.5.
Gan qi yu jing bu zu
Leber Qi
Stagnation, Jing Schwäche
Symptome: Unfruchtbarkeit, Depressionen, eventuell blaßgelbe
Gesichtsfarbe, Spannungsgefühl im Hypochondrium, schlechte Verdauung, Schmerzen
und Spannung im Abdomen, Völlegefühl, Flankenschmerzen, saures Aufstoßen,
Übelkeit, „Kloßgefühl“ im Hals, sowie Symptome der Jing Schwäche (siehe 2.1.)
Zunge: normal oder purpur, geschwollene Seitenränder
Puls: gespannt, saitenförmig
Therapieprinzip:
Leber Qi verteilen und regulieren
Akupunkturpunkte: Yang Ling Quan, Quelle am Yang –Hügel, Gb 34
- reguliert
Leber- Qi,
wirkt auf das Hypochondrium
Tai Chong,
Hauptverkehrsstraße, Le 3 - reguliert
Leber Qi
Zhang Men,
geschmücktes Tor, Le 13 - wirkt insbesondere auf
den Mittleren
Erwärmer
Qi Men, Tor
eines Zyklus, Le 14 - dito
Fei Hu,
abzweigender Graben, SJ 6 - reguliert das Leber Qi,
beeinflusst
vor allem die seitlichen Körperareale
Nei Guan,
innere Schranke, Pc 6 - bei Leber Qi Stau durch
emotionale
Probleme
3.6.
Tan shi zu yao jing shi
Schleim
blockiert das Jing
Symptome: Agglutination der Spermien, Unfruchtbarkeit
gekoppelt mit Fettleibigkeit, vermehrte Schleimproduktion, Gefühl der Enge in
Brust und Epigastrum, Schweregefühl des Körpers und Kopf, feuchtes Skrotum, evtl.
lose Stühle
Zunge: vergrößerter Zungenkörper mit Zahneindrücken und einem weißen, schmierigen
Belag
Puls: schlüpfrig, drahtig
Therapieprinzip:
Schleim transformieren und ausleiten, Palast des Jings klären
Akupunkturpunkte: Feng Long, üppige Fülle, Ma 40 Meisterpunkt
des Schleims
Zu San Li,
Heimat des Qi am Bein, Ma 36
Qi Hai, Meer des Qi,RM 6
Tai Xi Ni 3, Shen Shu Bl 23, Guan Yuan RM 4 zur
Stärkung des
Jings
Zhong Wan,
mittlerer Kanal, RM 12 + Tian Shu, Achse des
Himmels, Ma
25 unterstützen den Transformationsprozess durch die Milz und bekämpfen Feuchtigkeit
Nei Guan,
innere Schranke, Pc 6 öffnet die Brust, beruhigt den
Geist
Yin Ling
Quan, Quelle am Yin-Hügel, Mp 9 beseitigt Feuchtigkeit
und Blockaden
Qu Quan,
Quelle an der Krümmung, Le 8 stärkt das Leberblut
Ge Shu,
Shu-Punkt Zwerchfell, Bl 17 belebt das Blut
3.7.
Qi Xue Xu
Qi und Blut
Mangel
Symptome: stumpfes,blasses Gesicht, Erschöpfung,
Kurzatmigkeit, chronische Müdigkeit, Schwindel, Tinnitus, Schwäche in den Gliedern,
trockene Haut und Haare, Parästhesien, Panikgefühle, Schlafstörungen, schlechtes
Gedächtnis
Zunge: blass, dünn mit dünnen weißem Belag
Puls: schwach, rauh, fein
Therapieprinzip:
Qi stärken, Blut nähren, Jing erhalten
Akupunkturpunkte: Ge Shu, Shu-Punkt Zwerchfell, Bl 17
Qu Quan,
Quelle an der Krümmung Le 8
Zu San Li,
Heimat des Qi am Bein Ma 36
Xue Hai, Meer
des Blutes, Mi 10
Qi
Hai, Meer des Qi, RM 6
4.
Diätetik
Die
Nieren speichern zwei Formen des Jings, das vorgeburtliche und das
nachgeburtliche. Das nachgeburtliche Jing wird aus dem GuiQi (Nahrungs Qi) und dem
Zhong Qi, dem (Brust Qi) gebildet. Für eine gesunde Spermienproduktion muss
beides in ausreichender Menge und Qualität vorhanden sein. Eine ausgewogene
Ernährung balanciert Yin und Yang, ernährt die Zang Fu , nährt Qi, Blut und
Jing.
In
vielen Fällen wird die Spermienqualität durch eine dreimonatige
Ordnungstherapie verbessert. Schwerpunkt dieser Therapie liegt auf einer
Ernährung die dem zugrunde liegenden Syndrom abgestimmt ist. Zum Beispiel
klären energetisch kühle und kalte Nahrungsmittel Hitze, süße kalte
Lebensmittel befeuchten das Yin, kühlen Feuer und generieren die YinYe,
Warm-scharfe Nahrungsmittel wärmen das Yang, während süße-warme Lebensmittel
das MingMen Feuer stärken.
Allgemein
gilt:
Warmes
Getreidefrühstück
Vollwertige
Mittagsmahlzeit (gekochtes Getreide, Kartoffeln mit Gemüse u. evt. Eiweiß)
Leichtes
Abendessen, idealerweise in Form einer Suppe, gedünstetes Gemüse, etwas
tierisches oder pflanzliches Eiweiß
4.1.
Nahrungsmittel, die den Funktionskreis Niere stärken
Salziges
und Kühles dient der Stützung des Jings und der Erhaltung des Nieren Yins am
besten. Wohingegen das Nieren Yang nach warmen oder heißen, vom Geschmack her
eher scharfen entfaltenden Kräften verlangt.
4.1.1. Yang tonisierende Lebensmittel:
Kolbenhirse,
Walnusskerne, Esskastanie, chinesischer Lauch, Fenchelknolle, Weißkohl,
Weintraube, Hühnerfleisch, Wachtel, Schaf- und Ziegenfleisch, Rindernieren,
Hirschfleisch, Schweineniere, Garnelen, Gewürznelke, Zimt, Sternanis, Alkohol
in therapeutischen Dosen.
4.1.2. Yin tonisierende Lebensmittel
Bsp.
Weizen, Kolbenhirse, schwarze Sojabohne, Sesam, Walnusskerne, Karotte,
Yamsknolle, Maubeerfrucht, Weintraube, Kirsche, Hühnerfleisch, Hühnerei,
Entenfleisch, Schweinefleisch, Rindernieren, Taubenfleisch, Schweineniere,
Karpfen, Barsch, Austern, Tintenfisch, Schaf- und Ziegenmilch, Butter, Sahne,
Frischkäse, Sesamöl, Salz
4.2.
Nahrungsmittel, die Qi und Blut bewegen
Bsp.:
Fenchel, chin. Lauch, Knoblauch, Shitakepilz, Austernpilz, Zwiebel, Rettich,
Koriander, Chillis, Paprika, Rotalge, Litschi, Sternanis, Essig, Pampelmuse
(mit Schale), Kirsche, Pfirsich, Maulbeerfrucht, Judasohr, Lotuswurzel,
Aubergine, Azukibohne
4.3.
Nahrungsmittel, die Qi und Blut aufbauen
„Das
aus der Nahrung extrahierte“…“umgewandelte Gu Qi ist die Basis des Xue. Das Qi,
also das, was unsere Nahrung enthält, bildet letztendlich das Blut. Enthält
unsere Nahrung zu wenig Qi kann es zu einer Xue-Schwäche kommen. Dasselbe ist
der Fall, wenn bei einer Schwäche des Qi der Milz diese nicht in der Lage ist,
auch bei guter und ausreichender Ernährung die wertvollen, notwendigen
Substanzen und Energien zu Extrahieren. Daher kommt es bei (Milz) Qi-Schwäche
konsequenterweise auch Xue-Schwäche.“ (Lorenzen/Noll, Die Wandlungsphasen der
traditionellen chinesischen Medizin, Band 3, Seite148)
Bsp.:
Kolbenhirse, Hiobstränensamen, Champnon, Gerste, Hafer, Rundkornreis, gelbe
Sojabohne, Erbsen, Saubohne, Mais, Karotte, Weißkohl, Kartoffel, Süßkartoffel,
Shitaktpilz, Kokosnuss, Feige, Longane, Hühnerei, Wchtel, Karpfen, Hering,
Barsch, Honig, Lotuswurzel, Austernpilz., Koriander, Litschi, Kirsche, rote
Beete, rote Trauben, kleine Mengen Blattsalate, Feldsalat, Spinat, Brokkoli,
Mangold, Hühnerleber, Lammleber, Rindfleisch, Huhn, frischer Tintenfisch
4.4.
Nahrungsmittel, die Feuchtigkeit um Schleim
entgegenwirken
Wenn
sich zusätzlich zu einer Schwäche der „Mitte“ eine Feuchtigkeitssymptomatik
ausgebildet hat, sind therapeutisch alle Lebensmittel indiziert die eine
Milz-Qi-Schwäche beheben und einen
eindeutig erwärmenden Charakter, sowie eine nicht zu stark entwickelte Süße
haben. Denn es ist besonders der süße Geschmack, der durch seine
wasseranziehende, hygroskopische und dadurch Yin-Säfte erzeugende Wirkung den
Boden für das Entstehen von Schleim bereitet. Schwere, fette Nahrungsmittel,
viel Rohkost , viele Milchprodukte und Fettgebratenes begünstigt die Entstehung
von Feuchtigkeit und Schleim.
Bsp.:
Gerste, Buchweizen, Hiobstränensamen, schwarze Sojabohne, gelbe Sojabohne,
Azukibohne, Erbse, Saubohne, Knoblauch, Chili, Paprika, Ingwer, Koriander
Fenchel, Knoblauch
3.4.1. Feuchte Hitze , heißer Schleim
Zur
Therapie muss einerseits die die angesammelte Hitze gekühlt werden und
abgeleitet , andererseits Feuchtigkeit umgewandelt und ausgeleitet werden.
Bsp.:
Buchweizen, Mungbohne, Sojasprosse, Löwenzahn, Süßkartoffel, Flaschenkürbis,
Gurke, Sellerie, Artischocke, Süßwasserkrabben
4.5.
Nahrungsmittel bei Leber Qi Stagnation
„Zur
Verbesserung und Regulation des Qi-Flusses sind öffnende, lösende und
erweichende Nahrungsmittel notwendig, in der Regel von scharfem Sapor und
warmen Temperaturverhalten“ (Engelhardt/Hempen „Chinesische Diätetik, Seite
480)
Bsp.:
chinesischer Lauch, Stangensellerie, Wasserkastanie, Brauntang, Kumquat,
Garnelen, Langusten, Fenchel, Feige
5. Massage
a) Querreiben des Unterbauches
Der Patient liegt auf dem Rücken, der Masseur legt
seine Handflächen auf beidseitg zwischen Nabel und dem inneren Rand der Hüfte
und reibt diese Region horizontal Richtung Bauchmitte für 5 – 10 Minunte.
b) Kneten des Punktes MingMen (Du4)
Der Patient liegt in Bauchlage, der Behandler knetet
mit Zeigefinger oder Handballen den Punkt Mingmen (Du 4) für 5 – 10 Min.)
c)
Drücken/Schieben
des Rumpfes
Patient liegt in Bauchlage, der Behandler legt seine
Daumen auf Shenshu (Bl 23),
die Finger liegen auf den Rippen, von Innen nach
Außen die entlang der Rippen schieben für 5 – 10 Minuten.
d) Sanyinjiao (Mp 6) 5 – 10 Minuten drücken
e) Zusanli (Ma 36) 5 -10 Minuten drücken
Diese Behandlung soll täglich über eine Woche
ausgeführt werden. Nach einer 3 – 5tägigen Pause soll der Behandlungszyklus
noch einmal wiederholt werden.
(aus „Traditionell
Chinese Treatment for Andropathy , Hou JInglun)
Schlußbemerkung
Die Spermienqualität und damit die
Fortpflanzungsfähigkeit und Fruchtbarkeit des Mannes ist in den letzten Jahren
in Deutschland massiv gesunken. Die Spermienkonzentration ist in den
vergangenen 4 Jahrzehnten um bis zu 70 % zurückgegangen. Auch die Beweglichkeit
der Spermien hat sich verschlechtert. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls ein
neuer Bericht der Universität Oldenburg im Auftrag des WWF. Damit wird erstmals
die Abnahme der Spermienqualität auch in Deutschland nachgewiesen, die
Wissenschaftler zuvor schon in vielen Ländern Europas (Untersuchungen aus
Skandinavien, Frankreich, Belgien und Schottland) festgestellt hatten. Es ist
zu befürchten, dass auch bei Menschen neben Risikofaktoren wie
Ernährungsgewohnheiten oder Stress, Umweltgifte mitverantwortlich für die
abnehmende Fruchtbarkeit sein können.
Viele männliche Patienten, die sich mit ihrer Partnerin
in einer Fertilitätsbehandlung befinden, haben das Bedürfnis mehr für ihre
Spermienqualität zu tun als Vitaminpräparate zu konsumieren. Das ist häufig der
Grund für die Konsultation eines TCM-Therapeuten. Entsprechend des Zeitraumes
der Spermatogenese und guter Mitarbeit des Patienten können wir häufig durch
gezielte Ordnungstherapie, der Akupunktur und den chinesischen
Kräuterrezepturen in vielen Fällen signifikante positive Veränderungen
erzielen.
Bibliographie
Anna Lyn, A Handbook of TCM Urology & Male Sexual Dysfunktion
Blue Poppy Press, Inc.
Giovanni Macioca, Die
Grundlage der Chinesischen Medizin,
Verlag für Ganzheitliche
Medizin Dr. Erich Wühr GmbH
Engelhardt/Hempen,
Chinesische Diätetik,
Urban& Fischher
Udo Lorenzen / Andreas Noll
, Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen Medizin, Band 3
Verlag Müller &
Steinicke
Barbara Temelie / Beatrice
Trebuth, Die Fünf Elemente Ernährung für Mutter und Kind,
Joy Verlag
Jeremy Ross, Zang Fu,
Medizinisch Literarische
Verlagsgesellschaft Uelzen
Hou Jinglun, Traditional Chinese Treatment for Andropathy, Xue Yuan
Academy Press
Paul Unschuld, Niere – Wasser, Artikel, Institute for Traditional
Medicine, Portland, Oregon
Terminologische Grundlagen
der traditionellen chinesischen Akupunktur,
Udo Lorenzen
Internetseiten: